Mitternachtssport
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Mitternachtssport: Bilanz nach einer erfolgreichen Wintersaison

"Mitternachtssport in Hannover: Das sind seit fast sieben Jahren rund 1.000 Jugendliche, die in bis zu 15 Stadtbezirken alle vier Wochen am späten Sonnabend Abend mit einander Fußball, Volleyball oder Basketball spielen beziehungsweise verschiedene Sport- und Bewegungsangebote nutzen - begeistert und engagiert, manchmal auch emotional," skizzierte Jugend- und Sozialdezernent Thomas Walter Mittwoch (24. März 2004) das Erfolgsmodell in der Jugendarbeit.

Aus Anlass der zu Ende gehenden Wintersaison 2003/2004 zog er zusammen Anke Broßat-Warschun und Michael Lockmann, Leiterin und Sportkoordinator des Fachbereichs Jugend und Familie, eine positive Projektbilanz.

"Die große Zahl der TeilnehmerInnen, die Kooperationsbereitschaft bei unseren Partnern aus der Jugendarbeit und dem Sport und nicht zuletzt die Aussagen der Polizei, die in den sieben Jahren so gut wie keine nennenswerten Vorfälle registriert hat, bescheinigen uns, dass wir mit dem Projekt Mitternachtssport die richtige Idee hatten. Nämlich Jugendlichen regelmäßig und stadtweit, d.h. leicht erreichbar attraktive Alternativen zu den üblichen, oftmals nicht unproblematischen Wochenendaktivitäten zu bieten. Dazu gehört auch, dass wir uns in der Auswahl der Sportarten an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren - und für Mädchen und jungen Frauen ein spezielles Programm haben", erläuterte Walter.

Mit diesem Zuschnitt habe der Mitternachtssport einen hohen Stellenwert für die Gewaltprävention bei Jugendlichen: Reizvolle Angebote und verlässliche Organisation verhindern Langeweile und Frust. Die Regeln des Sports machen deutlich, wie wichtig es ist, sich an Absprachen zu halten, fair miteinander umzugehen und andere mit ihren individuellen Fähigkeiten zu akzeptieren.

Partner sind für Erfolg entscheidend

"Ohne unseren Partner, den LandesSportBund Niedersachsen e.V., vor allem aber ohne die rund 100 VertreterInnen der Partner an den Standorten könnten wir den Mitternachtssport mit seinem Präventionscharakter nicht gewährleisten", dankte Walter für deren Engagement. "Sie sind viel mehr als die Funktionäre oder Organisationstalente in den Hallen. Sie gehen aktiv auf die Jugendlichen zu, sind ihre AnsprechpartnerInnen und können sie teilweise - über die Einbindung in ihre Institution oder ihren Verein - für die Gesellschaft (zurück-) gewinnen."

Bewährt habe sich im Lauf der Zeit, dass jeweils ein Partner einen Standort betreut.

Dabei haben sich drei "Säulen" der Partnerschaft etabliert:

Sie stellen in jeder Halle ein Team von fünf Personen bereit, die als Aufsicht, OrganisatorInnen und Schiedsrichter für den geregelten und ordnungsgemäßen Ablauf verantwortlich sind. Dabei achten sie besonders darauf, dass Alkoholmissbrauch und das Mitführen von Waffen und gefährlichen Gegenständen tabu sind. In den großen Doppelhallen in Linden und Mühlenberg kontrollieren jeweils zwei Personen auch das Umfeld (Gänge, Toiletten, Tribüne, direkter Außenbereich).
Unterstützt werden die Partner von den Jugendkontaktbeamten der Polizei, die bei den meisten Veranstaltungen dabei sind.

"Wir sind an ruhigen, entspannten Veranstaltungen interessiert, die von allen Jugendlichen - Mädchen und Jungen, Jüngeren und Älteren, jeder nationalen Herkunft - sorglos besucht werden können," betonte der Dezernent. "Dass es bei dem offenen Charakter, der den Mitternachtssport auszeichnet, auch zu Risiken kommen kann, ist allen Verantwortlichen bewusst. In Abstimmungs- und Planungsrunden tauschen wir uns daher regelmäßig aus und können auf Erfahrungen und neue Entwicklungen gegebenenfalls kurzfristig reagieren."

Ausblick auf das weitere Jahr

"Das bewährte Konzept wollen wir auch im weiteren Jahresverlauf fortführen", ergänzte Anke Broßat-Warschun.
Da im Winter deutlich mehr Jugendliche das Angebot nutzen, werden die Angebote von April bis August reduziert. Insgesamt stehen 14 Veranstaltungen in den großen Standorten der 'Brennpunktstadtteile' Linden, Roderbruch, Mühlenberg und dem Outdoor-Standort Vahrenheide/Vahrenwald auf dem Programm. Stadtweite Aktivitäten gibt es wieder im September, November und Dezember, wenn jeweils 15 bzw. 14 Orte 'bespielt' werden.

Für den MitterTagsSport, das spezielle Angebot für Mädchen und junge Frauen, zeichnen sich im Herbst einige strukturelle Verbesserungen ab:

Im Internet sind alle Angebote unter www.mitternachtssport-hannover.de nachzulesen. Durch die Aktualisierung des Redaktionssystems wird das künftig ausführlicher und aktueller möglich sein, weil die Partner ihre Angebote direkt einstellen werden.

In der Vergangenheit ist es zeitweise zu einem "Mitternachtssport-Tourismus" zwischen Standorten in Stadt und Region Hannover (Garbsen, Berenbostel) gekommen. Da dadurch Hallenkapazitäten und Programme überfordert sind, sollen die Termine künftig koordiniert werden.

Mitternachtssport und das "Europäische Jahr der Erziehung durch Sport" (EJES)

Der Mitternachtssport wird in den Veranstaltungen der Stadt Hannover zum "Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport" (EJES) in dreifacher Hinsicht Bedeutung bekommen:

Mitternachtssport - Grundsätzlich

Der Mitternachtssport in Hannover entstand als direkte Antwort auf Probleme, die sich in einem sozialen Brennpunkt der Stadt, dem Stadtteil Mühlenberg ergeben hatten. In der Stadtteilrunde wurde vorgeschlagen, durch ein Mitternachtssportangebot die Jugendlichen "von der Straße" zu holen. Die Idee wurde im November 1996 an vier Wochenenden mit sehr großem Erfolg erprobt und wissenschaftlich evaluiert. Im Jahr danach beschloss der Rat der Stadt, Mitternachtssportangebote in den sozialen Brennpunkten der Stadt einzuführen.

Im Laufe der Jahre hat sich dieses Angebot verfestigt und ist zu einem festen Bestandteil der Jugendsozialarbeit geworden. Im vergangenen Jahr 2003 fanden insgesamt 84 Veranstaltungen in 15 verschiedenen Sportstätten mit rund 8.000 TeilnehmerInnen im gesamten Stadtgebiet statt. Für 2004 sind 95 Veranstaltungen geplant

Konzept


Aus der wissenschaftlichen Evaluation wurde ein erfolgsorientiertes Konzept entwickelt. Das Angebot

Finanzierung


Im Jahr 2003 wurde für die Durchführung des Mitternachtssports ein Betrag von ca. 70.000 Euro verwandt, davon 32.000 Euro aus städtischen Mitteln. Die restlichen Mittel kommen aus dem Programm "Integration durch Sport" des Bundesministeriums des Inneren. Diese Mittel werden vom lokalen Partner, dem LandesSportBund Niedersachsen e.V., verwaltet.

Stellungnahme des LandesSportBundes Niedersachsen e.V. zum Mitternachtssport

Der LandesSportBund Niedersachsen e.V. teilt aus Anlass der Pressekonferenz am 24. März mit:


Wie Sie wissen, schätzt der LandesSportBund Niedersachsen e.V. den Mitternachtssport in Hannover mit seinem komplexen und großflächigen Ansatz als wirkungsvolles Instrument sportlich-sozialer Arbeit sehr. Der Mitternachtssport in Hannover holt Jugendliche unterschiedlichster Herkunft dort ab, wo sie stehen. Gerade Jugendlichen in sozialen Brennpunkten werden Möglichkeiten aufgezeigt und an die Hand gegeben, sich gesellschaftskonform und persönlichkeitsentwickelnd zu betätigen. Besonders die gewaltpräventiven und sozial-integrativen Aspekte des Mitternachtssports haben uns 2002 überzeugt, den Mitternachtssport in Hannover mit in das Programm "Integration durch Sport" aufzunehmen. Gerade durch die Förderung aus Bundesmitteln konnte der Mitternachtssport in Hannover an allen geplanten Standorten abgesichert werden. Diese Zusammenarbeit wurde im Jahr 2003 erfolgreich fortgeführt und ist auch für das Jahr 2004 wieder geplant. Besonders gut kam 2003 der vom Deutschen Sportbund und uns initiierte Fernsehbericht (ZDF) an, den Sie unter www.integration-durch-sport.de (Fernsehbeiträge) noch einmal ansehen können.

Die besondere Qualität und Effektivität des Mitternachtssports in Hannover wurde durch die wissenschaftliche Begleitung bereits frühzeitig untermauert und belegt. So schrieben die Professoren Pilz und Pfeiffer "Das Mitternachtssportangebot holt die Jugendlichen von der Straße und eröffnet ihnen die Möglichkeit zur sportlich-spielerischen, wie 'Selbst'-Präsentation.

Damit verbunden ist auch eine Verringerung der Probleme draußen, was auch von den Jugendlichen selbst so gesehen wird." (Nachzulesen auf www.mitternachtssport-hannover.de). Das Programm "Integration durch Sport" im LandesSportBund Niedersachsen e. V. nimmt diese Ergebnisse und viele weitere hier vorhandene Erfahrungen und Kompetenzen auf und trägt sie über seine Strukturen innerhalb des organisierten Sports und mit seinen regionalen Partnern der sozialen Arbeit in das Flächenland Niedersachsen. Dadurch erwachsen auch fern der Landeshauptstadt ähnliche Projekte, die von den Erfahrungen aus Hannover profitieren. Hier greifen der organisierte Sport und die Soziale Arbeit eng ineinander, um besonders Jugendlichen in schwierigen Lebensumständen Angebote zu machen, die sie annehmen können und wollen, und die ihnen helfen, ihren Weg in die Gesellschaft zu finden. Das bestätigt, dass der LandesSportBund Niedersachsen e. V. mit seinem Leitbild genau richtig liegt. Der organisierte Sport ist "Mittendrin - in unserer Gesellschaft".

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