Stadtverwaltung befürchtet zahnlosen Schutz vor gefährlichen Hunden
Der Ordnungsdezernent der Stadt Hannover, Stephan Weil, befürchtet eine erneute Zunahme der Beißvorfälle durch gefährliche Hunde. Der Grund: Stück für Stück wird der mühsam aufgebaute Schutz vor bestimmten Hunderassen wieder zurückgenommen. Nachdem bereits das Verbot der Haltung und die Forderungen nach einem Wesenstest aus dem geltenden Recht entfernt worden waren, soll es nunmehr sogar wieder möglich sein, in Niedersachsen Kampfhunde zu züchten. Die Landesregierung beabsichtigt, das bislang geltende Zuchtverbot für vier besonders gefährliche Hunderassen (Bullterrier, Pitbull-Terrier, American Staffordshire Terrier und Staffordshire-Bullterrier) entfallen zu lassen, nachdem das Bundesverfassungsgericht hierfür eine Gesetzgebungskompetenz der Länder festgelegt hat. Weil: "Das ist unverantwortlich. Wir haben gesicherte Erkenntnisse, daß diese Hunderassen deutlich überdurchschnittlich an Angriffen auf Menschen und Tiere beteiligt sind."
Der Ordnungsdezernent bezieht sich dabei auf eine Beißstatistik, die in Hannover seit 1998 geführt wird. Diese Statistik weist eine erfreuliche Tendenz auf: Nachdem Beißvorfälle, insbesondere auch durch sogenannte Kampfhunde, Ende der 90er Jahre immer weiter anstiegen, ist in den vergangenen Jahren eine deutliche Reduzierung zu verzeichnen. Diese Entwicklung führt der Ordnungsdezernent auf die Aktivitäten zum Schutz vor gefährlichen Hunden zurück: "Wir hatten geradezu ein Kampfhundeunwesen, und es hat erheblicher Anstrengungen seitens der Polizei und der Stadtverwaltung bedurft, um wieder sichere Zustände zu schaffen. Ohne die rechtlichen Grundlagen, die seit dem Jahr 2000 geschaffen wurden, wäre das nicht gegangen." Weitere Einzelheiten sind der anliegenden Statistik zu entnehmen.
Weil fordert die Landesregierung auf, zum Schutz von Menschen und Tieren vor gefährlichen Hunden zurückzukehren. "Ein Zuchtverbot ist wirklich das mindeste, was nötig ist. Muß erst wieder etwas passieren, bevor etwas passiert?"
Beißstatistik
Beißvorfälle in Hannover
Jahr | Gesamtzahl | mit Menschen | mit Tieren | |||
alle | davon Kampfhunde(¹ | alle | davon Kampfhunde | alle | davon Kampfhunde | |
1998 | 60 | 15 (25 %) | 35 | 4 | 25 | 11 |
1999 | 96 | 21 (22 %) | 36 | 4 | 60 | 17 |
2000 | 116 | 16 (14 %) | 56 | 5 | 60 | 11 |
2001 | 96 | 14 (14,5 %) | 45 | 6 | 51 | 8 |
2002 | 72 | 9 (12,5 %) | 30 | 1 | 42 | 8 |
2003 | 67 | 10 (15 %) | 27 | 0 | 40 | 10 |